Perücken bei Krankheit

Ihr umfassender Ratgeber für Haarersatz und Zweithaar in Deutschland

Der Verlust von Haaren aufgrund einer Erkrankung stellt für Betroffene eine enorme Belastung dar. Dieser Ratgeber bietet Ihnen umfassende Informationen zum Thema Perücken und Haarersatz bei krankheitsbedingtem Haarausfall in Deutschland. Erfahren Sie alles über die Kostenübernahme durch Krankenkassen, verschiedene Perückenarten und wie Sie die richtige Lösung für sich finden.

Medizinischer Haarausfall in Deutschland – Ein Überblick

In Deutschland leiden Millionen Menschen unter verschiedenen Formen des Haarausfalls. Während der natürliche Haarverlust von etwa 80 bis 100 Haaren täglich völlig normal ist, sprechen Mediziner von krankhaftem Haarausfall, wenn dieser Prozess gestört ist und zu sichtbarem Haarverlust führt. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von genetischen Faktoren über hormonelle Veränderungen bis hin zu schweren Erkrankungen und deren Behandlung.

Häufige Formen des medizinischen Haarausfalls

Die Alopecia Areata, auch als kreisrunder Haarausfall bekannt, betrifft schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen in Deutschland. Diese Autoimmunerkrankung führt zu plötzlichem Haarverlust in Form von kreisrunden kahlen Stellen. Das körpereigene Immunsystem greift dabei irrtümlich die Haarfollikel an, was zu Entzündungen und schließlich zum Ausfallen der Haare führt. Die Erkrankung kann Menschen jeden Alters treffen, tritt jedoch häufig erstmals im Kindes- oder jungen Erwachsenenalter auf.

Bei der Chemotherapie handelt es sich um eine der bekanntesten Ursachen für Haarausfall. Die zur Krebsbehandlung eingesetzten Medikamente wirken auf alle sich schnell teilenden Zellen im Körper, wozu auch die Haarfollikel gehören. Dies führt bei etwa 65 Prozent der Patienten zu Haarausfall. Die gute Nachricht ist jedoch, dass die Haare nach Beendigung der Therapie in den allermeisten Fällen wieder nachwachsen. Dieser Neustart kann etwa drei bis sechs Monate nach der letzten Behandlung beginnen.

Die androgenetische Alopezie, also der erblich bedingte Haarausfall, betrifft zwar hauptsächlich Männer, kann aber auch Frauen treffen. Besonders in und nach den Wechseljahren bemerken viele Frauen eine zunehmende Ausdünnung der Haare im Scheitelbereich. Hormonelle Veränderungen spielen hier eine zentrale Rolle. Während Männer mit diesem Haarausfall gesellschaftlich eher akzeptiert werden, bedeutet er für Frauen oft eine erhebliche psychische Belastung.

Der diffuse Haarausfall ist durch eine gleichmäßige Ausdünnung der Haare über den gesamten Kopf charakterisiert. Ursachen können Stress, Mangelernährung, Schilddrüsenerkrankungen oder bestimmte Medikamente sein. Diese Form des Haarausfalls ist häufig reversibel, wenn die zugrunde liegende Ursache behandelt wird.

Das Recht auf Haarersatz – Perücken als Hilfsmittel

In Deutschland sind Perücken und andere Formen des Haarersatzes als medizinische Hilfsmittel anerkannt. Sie fallen unter die Produktgruppe 34 des GKV-Hilfsmittelverzeichnisses. Dies bedeutet, dass gesetzliche Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten für eine Perücke ganz oder teilweise übernehmen müssen. Diese Regelung basiert auf der Erkenntnis, dass Haarausfall für Betroffene nicht nur ein kosmetisches Problem darstellt, sondern erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität und die psychische Gesundheit haben kann.

Wer hat Anspruch auf eine Perücke?

Grundsätzlich haben alle Personen Anspruch auf eine Perücke, bei denen der Haarverlust eine entstellende Wirkung hat und zu einem Krankheitswert führt. Dies trifft besonders auf Frauen, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren zu. Bei Männern ist die Situation komplizierter, da Haarlosigkeit bei Männern gesellschaftlich stärker akzeptiert ist. Hier erfolgt die Bewilligung nur in Ausnahmefällen, etwa bei Narbenbildung am Kopf oder wenn der Haarausfall deutlich von der gesellschaftlichen Norm abweicht.

Zu den häufigsten medizinischen Indikationen für eine Perückenverordnung gehören die Chemotherapie bei Krebserkrankungen, Alopecia Areata und ihre Sonderformen wie Alopecia Totalis oder Universalis, Strahlentherapie im Kopfbereich, hormonell bedingter Haarausfall bei Frauen, Narbenbildung nach Operationen oder Unfällen sowie Haarausfall durch Medikamente oder Autoimmunerkrankungen.

Der Weg zum Rezept

Der Prozess beginnt mit einem Arztbesuch. Grundsätzlich kann jeder praktizierende Arzt ein Rezept für eine Perücke ausstellen. In der Praxis sind es meist Hausärzte, Dermatologen, Onkologen oder Gynäkologen, die diese Verordnungen vornehmen. Entscheidend ist, dass der Arzt eine medizinische Diagnose stellt, die den Haarausfall begründet. Auf dem Rezept muss die medizinische Ursache eindeutig vermerkt sein, beispielsweise durch Diagnosen wie Alopecia Areata, chemotherapiebedingter Haarausfall oder hormonell bedingter Haarausfall.

Das ausgestellte Rezept hat eine Gültigkeit von 28 Tagen. Innerhalb dieser Frist sollten Sie es bei einem zertifizierten Zweithaar-Spezialisten einreichen. Diese Anbieter verfügen über eine Präqualifizierung, was bedeutet, dass sie als Vertragspartner der Krankenkassen zugelassen sind. Der große Vorteil: Sie müssen nicht in Vorleistung treten. Der Anbieter erstellt einen Kostenvoranschlag, reicht diesen zur Genehmigung bei Ihrer Krankenkasse ein und rechnet nach der Bewilligung direkt mit der Kasse ab. Sie zahlen lediglich die gesetzliche Zuzahlung von maximal zehn Euro sowie einen eventuellen Eigenanteil, falls die gewählte Perücke teurer ist als der Kassenzuschuss.

Kostenübernahme durch die Krankenkassen

Die Höhe der Zuschüsse für Perücken variiert in Deutschland erheblich. Sie hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die jeweilige Krankenkasse, die Diagnose, die Art des Haarausfalls sowie die gewählte Perückenart. Es ist daher ratsam, sich vorab bei der eigenen Krankenkasse über die genauen Konditionen zu informieren.

Unterscheidung nach Diagnose

Bei vorübergehendem Haarausfall, wie er typischerweise bei einer Chemotherapie auftritt, gehen die Krankenkassen von einer Nutzungsdauer von etwa sechs Monaten aus. Die Zuschüsse fallen hier meist niedriger aus, da davon ausgegangen wird, dass die Haare nach Therapieende wieder nachwachsen. Eine erneute Versorgung ist oft bereits nach sechs Monaten möglich, falls die Therapie länger dauert oder die Perücke vorzeitig verschlissen ist.

Bei dauerhaftem Haarausfall, etwa durch Alopecia Areata oder andere chronische Erkrankungen, sind die Zuschüsse in der Regel höher. Hier rechnen die Krankenkassen mit einer Nutzungsdauer von mindestens zwölf Monaten. Eine Folgeversorgung ist frühestens nach Ablauf dieses Zeitraums möglich. Sollte die Perücke jedoch vorzeitig beschädigt oder verschlissen sein, kann der behandelnde Arzt dies attestieren und ein neues Rezept ausstellen.

Wichtig zu wissen: Für Kunsthaarperücken liegen die Zuschüsse der gesetzlichen Krankenkassen deutschlandweit zwischen etwa 150 und 450 Euro. Viele Krankenkassen bieten Pauschalbeträge an, die den Preis einer Standardperücke vollständig abdecken. Für Echthaarperücken bewegen sich die Zuschüsse meist zwischen 500 und 1200 Euro.

Echthaar versus Kunsthaar – Die richtige Wahl treffen

Eine der wichtigsten Entscheidungen beim Perückenkauf ist die Frage nach dem Material. Sowohl Echthaar- als auch Kunsthaarperücken haben ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Die Wahl hängt von persönlichen Vorlieben, dem Budget, der Bereitschaft zur Pflege und den individuellen Bedürfnissen ab.

Kunsthaarperücken – Modern und pflegeleicht

Moderne Kunsthaarperücken haben wenig mit den Perücken früherer Generationen zu tun. Die heute verwendeten synthetischen Fasern sind so hochwertig, dass sie von echtem Haar oft kaum zu unterscheiden sind. Ein großer Vorteil ist der Memory-Effekt: Die Perücke behält ihre Form automatisch bei, auch nach dem Waschen. Sie müssen die Perücke nach dem Trocknen lediglich aufschütteln, und die Frisur sitzt wieder perfekt. Dies macht Kunsthaarperücken besonders attraktiv für Menschen, die wenig Zeit oder Erfahrung mit Haarstyling haben.

Die Pflege ist unkompliziert und zeitsparend. Waschen Sie die Perücke etwa alle drei bis vier Tage bei täglichem Tragen, lassen Sie sie an der Luft trocknen, und schon ist sie wieder einsatzbereit. Es sind keine aufwendigen Styling-Prozeduren nötig. Kunsthaarperücken sind zudem deutlich günstiger als Echthaarperücken und werden von vielen Krankenkassen vollständig bezuschusst. Die Farbauswahl ist riesig, und die Perücken sind sofort tragefertig.

Echthaarperücken – Natürlich und vielseitig

Echthaarperücken bestehen aus menschlichem Haar und bieten die natürlichste Optik. Sie können wie echtes Haar behandelt werden: Sie können die Perücke färben, tönen, schneiden, föhnen, glätten und mit Lockenstab oder Lockenwicklern stylen. Diese Flexibilität macht Echthaarperücken besonders attraktiv für Menschen, die ihre Frisur gerne variieren oder an verschiedene Anlässe anpassen möchten.

Die Haltbarkeit ist bei guter Pflege deutlich länger als bei Kunsthaar. Eine hochwertige Echthaarperücke kann bei täglichem Tragen ein bis zwei Jahre halten. Die Haare bewegen sich natürlicher und fallen fließender. Auch die Haptik ist authentischer. Viele Trägerinnen berichten, dass sie sich mit einer Echthaarperücke selbstbewusster fühlen, da niemand erkennt, dass es sich um Haarersatz handelt.

Häufig gestellte Fragen zu Perücken in Deutschland

Welche Krankenkassen übernehmen die Kosten für Perücken?
Alle gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland sind verpflichtet, bei medizinischer Notwendigkeit einen Zuschuss für Perücken zu leisten. Dazu gehören unter anderem die AOK, Techniker Krankenkasse, Barmer, DAK, IKK und alle weiteren gesetzlichen Kassen. Die Höhe des Zuschusses variiert jedoch von Kasse zu Kasse. Private Krankenversicherungen handhaben dies individuell je nach gewähltem Tarif.
Kann ich meine Perücke steuerlich absetzen?
Ja, der Eigenanteil für eine medizinisch notwendige Perücke kann als außergewöhnliche Belastung in der Steuererklärung geltend gemacht werden. Bewahren Sie dafür alle Belege, Rezepte und Rechnungen sorgfältig auf. Die Kosten werden allerdings nur berücksichtigt, soweit sie die zumutbare Eigenbelastung übersteigen.
Wie finde ich einen qualifizierten Zweithaar-Spezialisten?
Achten Sie darauf, dass der Anbieter über eine Präqualifizierung verfügt. Dies erkennen Sie an einem entsprechenden Zertifikat. Nur präqualifizierte Anbieter können direkt mit den Krankenkassen abrechnen. Ihre Krankenkasse kann Ihnen eine Liste zugelassener Anbieter in Ihrer Region zur Verfügung stellen. Auch Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen geben oft Empfehlungen.
Muss ich beim Schlafen die Perücke abnehmen?
Es wird empfohlen, die Perücke nachts abzunehmen. Dies verlängert die Lebensdauer erheblich, da Reibung am Kissen vermieden wird. Außerdem kann Ihre Kopfhaut über Nacht atmen. Viele Trägerinnen berichten auch, dass sie ohne Perücke besser schlafen. Für die Nacht gibt es alternativ weiche Schlafkappen oder leichte Turbane.
Wie gehe ich mit Reaktionen meiner Umgebung um?
Sie entscheiden selbst, wem Sie von Ihrer Perücke erzählen möchten. Moderne Perücken sind so natürlich, dass die meisten Menschen nichts bemerken. Viele Trägerinnen berichten, dass sie offener mit dem Thema umgehen, als sie zunächst dachten. Die Reaktionen aus dem Umfeld sind in der Regel verständnisvoll und unterstützend. Selbsthilfegruppen können helfen, mit der neuen Situation umzugehen.
Kann ich mehrere Perücken gleichzeitig haben?
Grundsätzlich bezuschusst die Krankenkasse eine Perücke für den jeweiligen Versorgungszeitraum. Viele Betroffene entscheiden sich jedoch dafür, eine zweite Perücke selbst zu kaufen. Dies bietet Flexibilität beim Waschen und ermöglicht verschiedene Looks. Eine günstigere Kunsthaarperücke als Zweitperücke kostet oft zwischen 150 und 300 Euro.
Was mache ich, wenn meine Perücke beschädigt ist?
Viele Zweithaar-Spezialisten bieten Reparaturservices an. Kleinere Schäden wie lose Haare können oft behoben werden. Bei größeren Schäden oder wenn die Perücke stark verschlissen ist, kann Ihr Arzt den vorzeitigen Verschleiß attestieren. Mit diesem Attest können Sie bei Ihrer Krankenkasse eine vorzeitige Neuversorgung beantragen, auch wenn der reguläre Versorgungszeitraum noch nicht abgelaufen ist.
Gibt es Alternativen zur Vollperücke?
Ja, je nach Art und Ausmaß des Haarausfalls können auch Haarteile, Toupets oder Haarsysteme eine Lösung sein. Diese decken nur bestimmte Bereiche ab und können mit dem eigenen Haar kombiniert werden. Auch diese Alternativen können von der Krankenkasse bezuschusst werden. Lassen Sie sich ausführlich beraten, welche Lösung für Ihre Situation am besten geeignet ist.
Wie lange dauert es, bis ich meine Perücke erhalte?
Konfektionierte Perücken, die in Standardgrößen erhältlich sind, können oft sofort mitgenommen werden. Bei individuell angefertigten Perücken, die genau auf Ihre Kopfform angepasst werden, müssen Sie mit einer Wartezeit von etwa zwei bis sechs Wochen rechnen. Bei Chemotherapie empfiehlt es sich, sich bereits vor Therapiebeginn um eine Perücke zu kümmern, damit sie rechtzeitig verfügbar ist.
Welche Rolle spielt die Perückenfarbe?
Idealerweise wählen Sie eine Farbe, die Ihrer natürlichen Haarfarbe entspricht oder dieser sehr nahe kommt. Dies wirkt am natürlichsten und lässt die Perücke unauffälliger erscheinen. Viele Trägerinnen nutzen die Gelegenheit aber auch, eine Farbe zu wählen, die sie schon immer haben wollten. Einige entscheiden sich auch für eine etwas hellere Farbe als ihr Eigenhaar, da dies oft vorteilhafter wirkt. Lassen Sie sich ausführlich beraten und probieren Sie verschiedene Farbtöne aus.

Psychologische Aspekte und Selbsthilfe

Der Verlust der Haare ist für die meisten Menschen weit mehr als nur eine körperliche Veränderung. Haare sind ein wichtiger Teil unserer Identität, unseres Selbstbildes und unserer Persönlichkeit. Besonders für Frauen, aber auch für Kinder und Jugendliche, kann Haarausfall eine enorme psychische Belastung darstellen. Studien zeigen, dass bis zu 40 Prozent der Frauen mit krankheitsbedingtem Haarausfall unter depressiven Verstimmungen leiden.

Die emotionale Bedeutung von Haarersatz

Eine gut angepasste Perücke kann einen entscheidenden Beitrag zur psychischen Stabilität leisten. Sie gibt Betroffenen die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wann und wem sie von ihrer Erkrankung erzählen. Dies schützt die Privatsphäre und ermöglicht es, ein Stück Normalität zu bewahren. Viele Patientinnen berichten, dass sie sich mit ihrer Perücke wieder wie sie selbst fühlen und dass dies ihnen Kraft gibt, die Krankheit zu bewältigen.

Das Selbstbewusstsein kehrt zurück, wenn man sich im Spiegel wieder erkennt. Die Perücke wird so zu mehr als nur einem kosmetischen Hilfsmittel – sie wird zu einem wichtigen Werkzeug für die psychische Gesundheit. Studien belegen, dass Patientinnen mit Perücke signifikant bessere Werte in Bezug auf Lebensqualität, Selbstwertgefühl und soziale Integration aufweisen als Betroffene ohne Haarersatz.

Wichtige Anlaufstellen in Deutschlan